Baugeschichtliches

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Neuscharfeneck ist eine Burg in Spornlage und liegt in 501 Metern Höhe 250 Meter über dem Dorf Dernbach auf einem Ausläufer des Rossbergs.

Sie ist mit einer Ausdehnung von 150 auf 60 Metern eine der größten Burgen der Pfalz. Ihre Schildmauer mit einer Länge von 60 Metern, einer Höhe von 20 Metern und einer Breite von bis zu 12 Metern zählt zu den größten ihrer Art in Südwestdeutschland. Die Schildmauer, die den gesamten Bergsporn abriegelt, verfügt über Kasematten zum Einsatz von Geschützen. Langrohrige Geschütze, sog. Schlangen, standen auf der Wehrplattform, die die Schildmauer bekrönte.

 

Der hinter der Schildmauer anschließende Wohnbau (Palas) mit seinem Giebel und den Standerkern stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert und weist Merkmale der Gotik und der Renaissance auf. Er beherbergte einen großen Rittersaal sowie die Wohn- und Schlafräume für die Familie des Burgherren, seinem Verwaltungspersonal und Leibgesinde. Die gute Ausstattung der Räume des Palas sind durch Inventare des 16. Jahrhundert belegt. Der Keller unter dem Palas ist älter, er dürfte einem Wirtschaftsgebäude der Burganlage des 13. Jahrhundert, zuzuordnen sein und wurde später in den neuen Wohnbau integriert.

 

Von dieser ersten Burganlage des 13. Jahrhunderts, die vor allem auf dem Zentralfelsen stand , hat sich durch die umfangreichen Umbauten des Spätmittelalters nichts mehr erhalten. Die großräumige Vorburg im Westen diente vornehmlich als Wirtschaftsbereich mit Stallungen, Schmiede, Backhaus und Zeughaus. Die Burg war von einer Ringmauer vollkommen umschlossen. Ein Wehrgang bekrönte die Ringmauer.

 

Die Burg verfügte zur Wasserversorgung über eine Quellwasserleitung mit Burgbrunnen, einen in den Fels gehauenen Brunnen von ehemals 80 Metern Tiefe sowie über vier Zisternenbecken im inneren Burghof. Diese nachgewiesene dreifache Wasserversorgung aus Brunnen, Zisternen und Quellwasserleitung ist für die Pfalz einzigartig. Der Laufbrunnen wurde von einer Quelle gespeist, die auf 540 Metern Höhe auf dem Rossberg liegt, das Wasser leitete man über Holzdeicheln in die Burg. Der Burgbrunnen, der nur von der Oberburg der ersten Burganlage zugänglich war, soll 68 Meter tief gewesen sein, ist aber z.Z. weitgehend verfüllt. Die Zisternenbecken dienten in Friedenszeit als Wasserbehälter und auch als Fischbecken. Ein vermutete Zisterne in der Vorburg ist bislang noch nicht gefunden worden.

Mit dem Burgbau dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert begonnen worden sein. Die erste Burg ist heute weitgehend verschwunden. Vermutet wird eine staufische Burganlage mit einer Oberburg auf dem Zentralfelsen. Die Burggebäude der Oberburg könnten durchaus auch aus Fachwerk bestanden haben. Der Burgfelsen war im Süden durch Buckelquader verblendet. Nach Osten wurde die Anlage durch eine Schildmauer geschützt, deren Reste sich in der später errichteten mächtigen Schildmauer des 15. Jahrhundert noch finden. Es handelte sich um eine für das 13. Jahrhundert typische Schildmauer aus Buckelquadern, wie wir sie bei pfälzischen Burgen häufig finden. Der Wirtschaftsbereich befand sich nördlich des Burgfelsens, von ihm hat sich noch der Keller unter dem späteren Palas erhalten.

Der durchgreifendste Umbau der Burg geschah von 1469-1472. In diesen Jahren entstand die mächtige Schildmauer, der alte Wohnbau wurde, da er nun diese Schildmauer überragte, abgerissen, ebenso die Wirtschaftsgebäude im Norden. An ihre Stelle trat der Palas, der aus dem (älteren) Keller und aus zwei Stockwerken bestand und direkt in die Schildmauer überging. Das Erdgeschoss beherbergte die Wohnung des Burgvogts, eine Küche, das Archiv und eine Wachstube. Im ersten Geschoss fanden sich die Repräsentationsräume wie der Rittersaal und die Salstube. Im zweiten Geschoss fanden sich die Wohn- und Schlafräume der Familie des Burgherren, darüber ein Speicher. Zwei Wendeltreppen erschlossen die oberen Geschosse. Eine in der Literatur immer wieder erwähnte Burgkapelle lässt sich nicht nachweisen.

In dieser Zeit entstand auch die Vorburg, gänzlich als Neuanlage. Sie bildete den Wirtschaftsbereich der Burg mit Stallungen, einer Schmiede, einem Backhaus sowie auch einem Zeughaus. Bei dem Bau der Ringmauer wurden ältere Tore der ersten Burganlage ebenso verwendet wie dort ausgebaute Buckelquader. Vor der Unterburg legte man noch ein Vorwerk an, das den Burgzugang sicherte.

Nach der Zerstörung im Bauernkrieg, bei der die Burg wohl ausbrannte, im Steinwerk aber weniger Schaden nahm, wurde der Palas erneut ausgebaut. Weitere Baumaßnahmen sind für die Jahre um 1555 und zwischen 1570 und 1580 nachgewiesen, ohne dass gesagt werden könnte, wo genau an der Burg gebaut wurde.

Die Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg war eine gründliche. Zeitgenössische Quellen sprechen von Sprengungen. Allerdings blieb die Schildmauer weitgehend erhalten, so dass es sich hierbei nur um Zerstörungen an den Wohnbauten gehandelt haben dürfte. Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut und verfiel in den folgenden Jahrhunderten, bis gegen Ende des 19. Jahrhundert der „Gleisweilerer Verschönerungsverein“ sich um die Ruine bekümmerte. Außer durch Aufräumungsarbeiten trat der Verein auch die neue Einbauten hervor. So entstand 1888 die Treppe zum Turm der Vorburg und zu Beginn des 20. Jahrhundert der Zugang zur Schildmauer, zuerst in Holz, später in Stein.

Seit 1971 kümmert sich der Scharfeneckverein um die Ruine.