Gleisweilerer Verschönerungsverein und Scharfeneckverein
Nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg diente die Burg zuerst als Steinbruch für die Löwensteiner Untertanen der Dörfer Ramberg und Dernbach. Dieses änderte sich auch nicht, als die Burg durch die Teilung der Haingeraidewaldungen 1824 in das Los der Gemeinde Flemlingen fiel. Auch hierdurch war sie als Steinbruch bestimmt. Erst ein Erlass des bayerischen Königs Ludwig I. verbat den weiteren Raubbau an Burgruinen. Vor allem die Romantik des 19. Jahrhundert brachte ein neues Interesse am Mittelalter und auch an Burgen. Maler und Zeichner wie Heinrich Jakob Fried, Fritz Bamberger, Louis Hoffmeister oder Friedrich Hohe schufen Bilder, Zeichnungen und Stiche der Burg im 19. Jahrhundert, die uns heute noch wertvolle Hinweise auf ihr damaliges Aussehen geben. Zu Beginn des 20. Jahrhundert kamen erste Fotografien hinzu. 1872 sind erste Erhaltungsmaßnahmen auf der Burg nachgewiesen, durchgeführt durch den „Edenkobener Verschönerungsverein“ und finanziell unterstützt durch die Fürsten von Löwenstein. Auf Initiative des Bürgermeisters von Gleisweiler Friedrich Heinrich Unger begannen 1885 weitere Sicherungsmaßnahmen auf der Burg durch den „Gleisweilerer Verschönerungsverein“. 1888 wurde der westliche Torturm saniert und mit einer (unhistorischen) Treppe versehen, gleichzeitig wurde die Burg vom Schutt befreit, mit Ruhebänken versehen und 105 Wegweiser angebracht, die dem Wanderer den Weg zur Ruine zeigen sollen. In den Folgejahren legte der Verein den Keller unter dem Palas frei, zu Beginn des 20. Jahrhundert erfolgte eine Sicherung der Schildmauer und des Palas. 1908 entstand der Zugang zur Schildmauer. Leider, und das muss bei allem Respekt vor der Leistung Ungers gesagt werden, schossen die Maßnahmen mitunter ins Kraut. So verschwanden viele Architekturfragmente, andere wurden an entfernte Stellen gebracht, wie z.B. der in der Schule in Dernbach eingesetzte Wappenstein der Löwensteiner. Ein Dokumentation der Funde unterblieb, größtenteils sind sie heute nicht mehr auffindbar. Trotz des großen Engagements konnte die Burg nicht gesichert werden, 1913 wurde sie kurzzeitig gesperrt, 1928 musste die Schildmauer vermauert werden, da ihr Betreten Gefahren bot.In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bildete sich der Verein der Scharfenecker sowie die „Jung-Scharfenecker“ als Ableger der DJK (Deutscher Jugend Kraft), einem katholischen Jugendbund, der auf der Ruine eine Schutzhütte errichtete. Mit Nazidiktatur und Zweiten Weltkrieg erloschen die Maßnahmen auf der Burg. In der Nachkriegszeit konnte die Gemeinde Flemlingen zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Mainz nur wenige Maßnahmen durchführen. Die Ruine verfiel immer mehr, größere Mauerzüge waren extrem einsturzgefährdet.
Es war Dr. Wilhelm Steigelmann (1902-86), Kunstmäzen und Rechtsanwalt aus Rhodt u.R., der mit einigen bekannten Persönlichkeiten 1971 den „Scharfeneck-Verein“ gründete. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Bauingenieur und Vorsitzende der Ortsgruppe Landau des „Pfälzerwald Vereins“ Michael Geiger (1915-84) gewählt. Anlass war der Einsturz des restlichen Teils der äußeren nördlichen Ringmauer. Mit freiwilligen Kräften des schnell wachsenden Vereins wurde die gesamte siebzig Meter lange Mauer bis auf die Fundamente freigelegt und nach Errichtung einer Betonstützmauer durch die Firmen Scherr (Edenkoben) und Bachmann (Frankweiler) mit Sandsteinen verblendet. Die Arbeiten waren noch nicht abgeschlossen, als 1978 der charakteristische Palasgiebel einstürzte und neu aufgerichtet werden musste, wozu an der nördlichen Schildmauer der Bau einer Zufahrt im steil abfallenden Hang notwendig wurde, um schweres Material zum Giebel transportieren zu können. 1981 waren die nördliche Ringmauer und der Giebel fertig gestellt, als ein großer Teil der Schildmauerverblendung ausbrach und in den Halsgraben stürzte. Als dieser Schaden mit hohem Aufwand behoben war, stürzte 1983 ein Teil der Blendmauer über den Wasserbecken ein und musste durch eine Fachfirma wieder eingesetzt werden. Nach dem Tod von Michael Geiger übernahm Baudirektor Rudolf Meyer-Bremen den Vorsitz des Vereins und leitete zusammen mit Konservator Herbert Runck (beide wurden 2005 zu Ehrenmitgliedern ernannt), einem erfahrenen Bauingenieur den Einsatz von Kräften einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, von der die äußere und innere südliche Ringmauer verfugt, ergänzt und ihre Krone gesichert wurde. Noch zwei Mal mussten die Arbeiten unterbrochen werden, um die eingestürzte äußere Schale der nördlichen Palaskellerwand und seine westliche innere Wand wieder aufzurichten. 1989 fanden die umfangreichen Arbeiten einen „krönenden“ Abschluß durch Versiegeln der gesamten Plattform der Schildmauer und 1995 durch die Beendigung der bereits 1984 begonnenen Verfugung ihrer zwanzig Meter hohen Südseite.Nach heutiger Währung wurden in diesen Jahren zur Sicherung des Bestandes der Burgruine über 250.000 € aufgewendet, um dieses Baudenkmal, dessen Ursprung in das 13. Jahrhundert zurückreicht, der Nachwelt zu erhalten.
Die Burg – im Dernbachtal auch das „Schloß“ genannt – und ihre früheren Bewohner sind Teil unserer Geschichte. Dies im Bewusstsein zu halten, hat der „Scharfeneck Verein“ 1998 einen Führer herausgegeben, den Rolf Übel verfasste, und ihre Geschichte in den Jahren 1872-1937 schrieb Rudolf Vogel, die der Verein in einer Broschüre 2003 veröffentlichte. Bereits 1986 hatte der Verein eine umfangreiche Vermessung durch die FH Karlsruhe durchführen lassen, die Grundlage für die noch ausstehende Beschreibung ihrer Baugeschichte ist. Für einzelne, stille Wanderer sind Schilder in der Burg angebracht, die wesentliche Gebäudeteile erläutern, um Phantasie und Träumerei in Grenzen zu halten. Inzwischen kehrt auch Leben in die Burgruine ein. Die „Pfalzritter“ aus Eußerthal haben ihren „Sitz“ auf der Scharfeneck und beleben durch historische Veranstaltungen im Rahmen des jährlichen “Tag des offenen Denkmals“ die alten Gemäuer. Walter Obermann übernahm 2005 den Vorsitz des Vereins. Als wesentliche Aufgabe sieht der Verein, die Schar der interessierten Mitglieder zu erweitern und die mit Auto nicht erreichbare Burg in ihrer Stille einer breiten Öffentlichkeit zu erschließen. Ständige Beobachtungen des baulichen Zustandes, der Gefährdung ihres Bestandes und die Erforschung ihrer Geschichte sind Aufgaben aller Mitglieder.